Die deutsche Nationalmannschaft: Ein Spiegelbild des #FCB

Uli Hoeneß prägte sinngemäß den Satz, wenn es dem FC Bayern gut gehen würde, würde es auch der deutschen Nationalmannschaft gut gehen. Nach den letzten drei Großturnieren der Nationalmannschaft und dem jeweiligen Ausscheiden im Achtelfinale in der Champions League durch den FCB, muss man dem zustimmen. 2019 muss als historische Ausnahme gelten, ein Finalturnier, die Mannschaft des FCB war froh, Kovac losgeworden zu sein, und zur Wahrheit gehört ebenso, dass der FCB die beste Vorbereitung aller Mannschaften genießen konnte. Corona sei Dank.

Die Spiele der Nationalmannschaft gleichen denen des FCB in den letzten Jahren. Auch wenn Fans und Sportreporter die Flick-Ära gerne verklären, das letzte Flick-Jahr war schon das berühmte Spiegelbild von heute. Der Unterschied: Die Bundesliga ist keine Weltmeisterschaft und so kann man seine Bundesligatitel im Vorbeigehen einsammeln, nicht aber international erfolgreich sein.

Auf der Suche nach dem Warum landen wir zuerst bei Hansi Flick, der dem FCB im Nachhinein, so hart muss man es ausdrücken, das Mia san Mia gekostet hat. Zum Mia san Mia gehört eben auch, sich zum FCB zu bekennen, den Vertrag sprichwörtlich per Handschlag zu verlängern, sich nicht schon während der laufenden Saison zu verabschieden. Aber auch die Spielweise muss hinterfragt werden: Ein 1:0 reicht. Für die Bundesliga mag das häufig zutreffen, dann hört es aber auch auf. Nagelsmann hat es bis heute nicht konstant geschafft, diesen Schalter umzulegen, wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Man mag ihm und den Verein wünschen, dass ihn sein Privatleben nicht ablenkt.

Kommen wir zur Nationalmannschaft: Hier müssen wir uns ehrlich eingestehen, dass wir einfach nur noch gute Bundesligakicker im Team haben, nicht aber Weltklassespieler. Es startet in der Abwehr: Der FCB hat dies erkannt und Niklas-Ich -bin-immer-für-ein-Gegentor-gut-Süle mit Freude an den BVB abgegeben. Wenn man gewollt hätte, hätte man Schlotterbeck oder Raum geholt. Bedarf war da. Man hat an der Säbener gelächelt, als der BVB die Verpflichtungen bekannt gegeben hat. Dass diese neue Abwehr von sogenannten Experten wie Sandro Wagner oder Didi Hamann zur weltbesten Abwehr aller Zeiten erklärt wurde, damit werde der BVB Meister, ist für die Nationalmannschaft an Tragik nicht zu überbieten, als FCB-Fan lächelt man weiter leise vor sich hin. Diese Abwehr ist international zweitklassig. Und aktuell gehört sie nicht einmal zur Bundesligaspitze.

Über einen nicht vorhandenen Sturm muss nicht gesprochen werden. Schauen wir ins Mittelfeld, und jetzt wird es gerade für FCB-Fans bitter: Sind Kimmich, Goretzka (und Gündogan) Weltklasse? Auch hier muss bei einer ehrlichen Analyse die Antwort „Nein“ lauten. Wer kann sich an die Spiele erinnern, in denen Kimmich, Goretzka oder auch Gündogan diese eine besondere Leistung gebracht haben, dieses eine Spiel, in dem einer von den dreien der Unterschiedsspieler war? In einem wichtigen Spiel. Es ist nun wirklich schwer, überhaupt ein Spiel zu nennen. Weltklassespieler aber, sind regelmäßig Unterschiedsspieler.

Wenn wir fragen, was mit Joshua Kimmich los ist, so hat er gestern wahrscheinlich selbst die Antwort gegeben, ohne es selbst zu wollen. Ich verkürze das Zitat auf den wohl entscheidenden Punkt: „Man macht sich schon Gedanken, diese Misserfolge sind mit meiner Person verbunden.“ Gehört Kimmich zu den Menschen, denen die Meinung anderer über einen selbst wichtiger ist, als andere Dinge? Die Antwort kann nur „Ja“ lauten. Wenn man zurückdenkt, war Kimmich auf den Sprung zur Weltklasse. Dann kam seine (Nicht-) Impfung, er wurde im ZDF vorgeführt. Ich bitte um Verzeihung, seitdem ist er nur noch ein guter Bundesligakicker. Nicht mehr. Wenn ich noch Haare hätte, würden sie mir jedes Mal ausfallen, wenn ich Kimmich zur Ecke oder zum Freistoß gehen sehe. Da kommt im Regelfall nichts bei rum, aber gut, man ist schon froh, wenn nach einer eigenen Ecke kein Konter und kein Gegentor erfolgt. Diese Zeiten kennen wir beim FCB auch noch.

Uli Hoeneß‘ Zitat stammt aus vergangenen Zeiten, wie der, der diese Worte gesagt hat. Heutzutage stimmt dieses Zitat nicht mehr. Der FC Bayern hat dies in aller Deutlichkeit in seiner eigenen Abwehr erkannt. Mit Mazraoui, Upamecano, de Ligt, Pavard und Davies steht dem FCB nun Weltklasse zur Verfügung. Der FCB muss intern in den nächsten ein, zwei Jahren die Frage beantworten, ob das für das Mittelfeld mit Leon und Joshua auch gilt. Ich habe meine Zweifel.

Dies wird nicht der Nationalmannschaft helfen. Wir werden uns auf jahrelange Diät einstellen müssen, zumal der DFB im Hintergrund amateurhaft aufgestellt ist. Allein Oliver Bierhoff im Interview zu sehen, verursacht immer Gänsehaut voller Fremdschämmomente. Es ist der pure Horror. Hier schließt sich vielleicht auch der Kreis: Der Schein ist wichtiger als das Sein. Stichwort: Die Mannschaft. Dann wäre Kimmich auch nur ein Kind seiner Zeit, und der Autor dieser Zeilen wäre aus der Zeit gefallen.

FCB-Fans sind von der Leistung der Nationalmannschaft nicht überrascht, zeigt diese doch fast 1:1 das Gesicht der Bayern der letzten Jahre. Man kickt ganz gut mit, ist vielleicht sogar besser, geht in Führung, und gibt es dann aus der Hand. Und egal, wer der Gegner ist und war, man hat immer das Gefühl: unverdient war das jetzt nicht. Der FCB hat dies erkannt und ist international auf Shoppingtour gegangen. Die Nationalmannschaft kann dies nicht. Sie muss sich von oben bis unten, bis zur Ausbildung, neu aufstellen. Und dazu gehören auch Oliver Bierhoff und Hansi Flick.